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Berufe im Immobilienbereich
Stockwerkeigentumverwaltung

Die Einladungen wurden vor Wochen verschickt - heute ist der Tag X. Ein schöner Frühlingsabend im Mai. Eine Viertelstunde vor Beginn trudeln die ersten Gäste ein. Alles Stockwerkeigentümer, zwischen Mitte 30 und Mitte 50, die meisten männlich. Sabine begrüsst alle einzeln, beantwortet bereits ein paar Fragen. Die acht Miteigentümer sitzen um einen langen Tisch, am Ende Sabine und Marco, der Protokollschreiber. Die Versammlung wird offiziell eröffnet.



Zuerst Präsenzliste, Ernennung eines Sekretärs, Genehmigung des Protokolls von der Generalversammlung vom Vorjahr, Präsentation der Rechnungslegung vom Vorjahr, Ernennung der Rechnungsprüfer, Präsentation und Genehmigung vom Budget für das aktuelle Jahr etc. Ganz viele Themen, die jeweils mit der Mehrheit der Stimmen der anwesenden Miteigentümer abgesegnet werden. Dazwischen ein paar Fragen und Hinweise aus dem Publikum, die Sabine kompetent beantwortet.



Danach geht es erst richtig los mit den Diskussionen, jedoch alles ganz sachlich und konstruktiv - zumindest an dieser Versammlung (es könne teilweise aber auch anders sein, meint Sabine). Ein Miteigentümer wirft ein Problem ein und dann werden Lösungen gesucht. Sabine hört geduldig zu und gibt wertvolle Ratschläge. Ihre Aufgabe besteht neben dem Informieren über Arbeiten und Projekte darin, das Feedback und die "Kümmerlis" der Miteigentümer aufzunehmen. Die Themen sind vielfältig; von zu hoher Luftfeuchtigkeit in der Waschküche, über lauten Regentropfen auf dem Dach, Probleme mit den Erdsonden, Regelmässigkeit von Kaminfegerbesuchen, blockierten Storen bis hin zu Türen, die für Kinder schwer zu öffnen sind.



Alles wird ausgiebig diskutiert, Sabine macht zwischendurch mal auf den bei der letzten Versammlung abgemachten Zeitrahmen aufmerksam und dann geht es munter weiter. Nach etwas weniger als zwei Stunden ist die Sitzung vorbei und Sabine gibt das Datum der nächstjährigen Versammlung durch. 


Wie geht es jetzt weiter für Sabine?


Die grössere der beiden jährlichen GV-Perioden neigt sich nun - nach zweieinhalb Monaten und 55 Versammlungen - langsam dem Ende zu. Jetzt geht es an die Nachbearbeitung. Das heisst, Sabine kommt den Abmachungen nach, die getroffen wurden: Offerten einholen, Arbeiten machen lassen, Versicherungsverträge ändern, etc. Im Sommer sei es tendenziell eher ruhig, bevor im September nochmals während drei Wochen GVs stattfinden.


Während dem Jahr geht sie regelmässig in den Liegenschaften vorbei : Sie schaut, ob vor Ort alles in Ordnung ist, wie zum Beispiel der Farbanstrich in Treppenhaus oder die Namensschilder an den Briefkästen oder trifft sich mit einem Miteigentümer oder dem Abwart. Ausserdem gehören administrative Arbeiten wie das Verschicken von Infobriefen und Einzahlungsscheinen zu den regelmässigen Tätigkeiten.


Sabine ist die Ansprech- und Vertrauensperson der Miteigentümer einer Liegenschaft. Dafür brauche es ein gutes Gespür für Menschen, Verständnis, manchmal auch etwas diplomatisches Geschick, da man mit verschiedensten Menschen zu tun hat. Ebenso benötigt man ein Flair für administrative Tätigkeiten und sollte etwas verstehen von Buchhaltung sowie Gebäudetechnik. Die Anforderungen seien wie die Arbeit selber: vielfältig. Sabine schätzt ihren abwechslungsreichen Job und den Kontakt mit Menschen. Es gäbe immer neue Situationen, man lerne täglich etwas dazu und es sei nie langweilig.


Ihr persönlicher Challenge ist das Zeitmanagement während den zweieinhalb Monaten der GVs, wo sie zwei bis drei Mal pro Woche erst spät nach Hause kommt. In dieser Periode bleibt nicht viel Zeit für das Privatleben und sportliche Aktivitäten.


Sie hat am Wochenende generell frei, obwohl - wie allgemein im Immobilienbereich - die Unvorhersehbarkeit ein typisches Merkmal ist. Wasserschäden, Heizungsausfälle oder ähnliches können natürlich nicht warten. Sabine ist viel unterwegs, meist zwei bis drei Mal pro Woche. Ihre Mandate konzentrieren sich auf den Grossraum Freiburg / Saanebezirk, dazu kommen einige Liegenschaften im Sense- und Greyerzbezirk sowie neu eine im waadtländischen Payerne.


Die Wohnform "Stockwerkeigentum" hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Bulliard ist eine der grösseren Stockwerkeigentumverwaltungen in der Region und verwaltet aktuell 72 Liegenschaften, was ca. 600 Wohnungen und 1000 Parkplätzen entspricht.

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